Dada und die Wiener Gruppe
Als Strömung der historischen Avantgarde nimmt der Dadaismus eine
Sonderstellung ein. Kaum eine andere Bewegung innerhalb der neueren
Kunstgeschichte hat soviel Einfluß auf die Kunst der Gegenwart und zugleich so
wenig Interesse in der Forschung, insbesondere in der Literaturwissenschaft
gefunden, wie Dada. Im Dadaismus kulminierten sich künstlerischintellektuelle
Protestbewegungen der Zeit, die sich gegen überkommene künstlerische wie
politisch-gesellschaftliche Traditionen richteten. Dadaistische Essenz bildeten
die Zufallsästhetik von Arp, die Verwendung vorgefundenen Materials durch
Hausmann und Schwitters, die Lautgedichte, die bruitistische Musik, die
Zertrümmerung des Wortes, die neue Typographie des Buchstabens, die
Mehrsprachigkeit oder die Internationalität. Ähnlich wie die Texte der
Dadaisten, haben die Arbeiten der Wiener Gruppe bislang trotz ihrer markanten
Stellung innerhalb der literarischen Produktion des 20. Jahrhunderts über
eingeweihte Kreise hinaus wenig Beachtung gefunden. Die Wiener Gruppe erschien
als Erbe der klassischen Avantgarde der zwanziger Jahre, denn sie praktizierte
radikalen Protest gegen die herrschende Restauration der fünfziger Jahre
(Traditionsbruch, Gesellschaftskritik). Die Wiener Gruppe verkörperte die
radikalste Form des Protestes gegen die herrschende traditionelle und
restaurativ gestimmte Literatur- und Kunstauffassung der fünfziger Jahre in
Österreich. Die Mitglieder der Wiener Gruppe haben darauf hingewiesen, daß sie
sich durch die literarischen Techniken des Dadaismus haben anregen lassen. Es
geht dabei hauptsächlich um das Verhältnis von Anregung und Weiterbildung,
jedoch nicht um völlige Nachahmung. Diese Arbeit versucht die Wirkung der
dadaistischen Experimente auf die literarische Produktion der österreichischen
Avantgarde aufzuzeigen.
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