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Primitivismus in der Kunst
des Zwanzigsten Jahrhunderts.
Mit einem Lexikon der 200 Stämme
und Stammesgebiete
William S. Rubin
Paperback
(1996)
742 Seiten
1056 Abbildungen, davon 369 farb.
30 x 22 cm
Prestel, Mchn.
ISBN: 3791317164
Preis : 128,00
DM
"Eine Publikation, auf die niemand verzichten kann,
der sich mit unserem Jahrhundert beschäftigt" (FAZ)
"Wo künftig von diesem interessanten Thema die Rede sein wird, wird man diese
gründliche Monographie zitieren müssen" (Neue Münchener Zeitung)
Vorwort:
Daß Robert Goldwater in den dreißiger Jahren ein Buch über das heikle Thema des
modernen Primitivismus schrieb, zeugt von Weitsicht und Mut. Damals waren Picassos
Demoiselles d'Avignon praktisch noch unbekannt (das Bild wurde 1939 durch das Museum of
Modern Art angekauft, ein Jahr, bevor Goldwaters Primitivism in Modern Painting erschien).
Viele künstlerische und dokumentarische Zeugnisse, auf denen das vorliegende Buch
aufbaut, waren in jener Zeit noch nicht zugänglich. Für die offizielle Fachwissenschaft
hörte die Kunstgeschichte damals mit Cézanne, wenn nicht sogar schon mit Courbet, auf,
und ernsthafte Untersuchungen zur modernen Kunst waren selten. Dessen ungeachtet ist
Goldwaters Buch, das 1967 als Neuauflage erschien, nach wie vor die unentbehrliche,
richtungsweisende Publikation im Bereich primitivistischer Forschung.
Wenn Kunsthistoriker heutzutage von einzelnen Ergebnissen Goldwaters abweichen, so
schmälert dies nicht die Bedeutung seiner Pioniertat, zumal es überraschend ist, wenn
Forschungsmeinungen der Kunstgeschichte erst nach fünfzig Jahren revidiert werden. Was
uns eher befremdet, ist die Tatsache, daß eine Publikation zu einem Schlüsselthema der
Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts bislang ohne Nachfolge geblieben oder nie in Frage
gestellt worden ist. Wohl haben Goldwaters Fachkenntnisse, die im Bereich moderner wie
auch primitiver Kunst von einer seltenen Kompetenz zeugen, manch einen entmutigt oder gar
abgeschreckt.
Trotzdem vermute ich, daß es noch andere Gründe gibt, weshalb der Primitivismus in der
kunsthistorischen Forschung seit dem Erscheinen von Goldwaters Buch jahrzehntelang recht
stiefmütterlich behandelt wurde, während man andere Aspekte der Kunst des 20.
Jahrhunderts mit Untersuchungen nur so überhäufte. Nicht daß die Bedeutung der
Stammesskulptur für die modernen Künstler unbeachtet geblieben ist. Ganz im Gegenteil,
jede Geschichte der modernen Kunst wäre als unvollständig empfunden worden, hätte sie
nicht der Bedeutung primitiver Einflüsse ihre Referenz erwiesen. Als Musterbeispiel
galten immer die Demoiselles d'Avignon zu denen eine Fülle abwegiger Klischees entstand,
die den direkten Einfluß primitiver Skulpturen meist überbewerteten. (Demgegenüber
wurde er von Goldwater, der Personifikation gelehrter Vorsicht, generell unterbewertet.)
Die ständige Wiederholung vertraut gewordener Klischeevorstellungen führte schließlich
dazu, daß die eigentlichen Probleme unseres Themas übersehen wurden und keine ernsthafte
Auseinandersetzung mehr stattfand. Keiner trägt eine größere Schuld an dieser Situation
als der Herausgeber des vorliegenden Buches. Daß ich den Primitivismus in meinem Werk
Dada und Surrealismus aus den sechziger Jahren - von einigen allgemeinen Äußerungen
abgesehen - verschwieg, ist mein größter Irrtum als Historiker. Daß Marcel Jeans
bahnbrechende Geschichte der surrealistischen Malerei, die kurz zuvor erschienen war, den
Primitivismus ebenfalls nur beiläufig behandelt, bestätigt nur wieder einmal die
Parabel, daß die Blinden von den Blinden geführt werden. Als junger Kunsthistoriker
hatte ich Gelegenheit, den Surrealisten Matta zu besuchen. Doch nie wäre ich auf die Idee
gekommen, seine figürlichen Schöpfungen mit Skulpturen aus Neuirland in Verbindung zu
bringen (wie dies hier auf S. 10 und 11 getan wird); Matta selbst sprach davon, daß ihn
Giacomettis Skulptur Der Unsichtbare Gegenstand zu seinen Gestalten inspiriert habe, ohne
auch nur ein Wort über Stammeskunst zu verlieren. Heute wissen wir, daß der Unsichtbare
Gegenstand seinerseits durch ozeanische Skulptur beeinflußt ist - und ich selbst bin
etwas vorsichtiger geworden mit dem, was Künstler über Kunst sagen oder nicht sagen.
Die wenigen Male, da ich mich mit Picasso in seinen letzten Lebensjahren über primitive
Kunst unterhalten konnte, führten eine Meinungsänderung meinerseits herbei, und mit
Überraschung erkannte ich, daß seine Sicht dieser Skulpturen überkommenen Vorstellungen
völlig widersprach. (Hinweise darauf finden sich schon in Francoise Gilots Memoiren, doch
hatte ich sie übersehen; in der Folgezeit gab auch Malraux ein Gespräch mit Picasso
wieder, das meine Erfahrungen bestätigte.) Schließlich faßte ich den Entschluß, daß
die ganze Frage des Primitivismus neu zu untersuchen sei. Und gibt es eine bessere
Möglichkeit als die Forschungen, die eine Ausstellung über dieses Thema nötig werden
lassen?
Wie schon angesichts der spärlichen Information und Literatur zum Spätwerk Cézannes
schien eine umfassende Publikation, in der die unterschiedlichsten Gesichtspunkte zum
Thema Primitivismus sichtbar werden, unerläßlich - etwas wie ein Arbeitsbuch für diesen
Bereich. Während meiner fünfjährigen Forschungsarbeit zeigte es sich, daß - wie mir
schien - grundlegende Fragen niemals gestellt worden waren (warum etwa die Kubisten - im
Gegensatz zu den Surrealisten - die afrikanische Skulptur der ozeanischen vorzogen).
Leider war die verfügbare Zeit nicht ausreichend, um alle Fragen in gleicher Weise
gründlich zu beantworten. Dennoch kann das vorliegende Buch, auch wenn noch viel Arbeit
zu leisten ist, als der Beginn einer neuen Phase in der Erforschung des Primitivismus
gelten.
William Rubin
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